Wenn man in Deutschland von Gewichtheben spricht, stößt man zwangsläufig auf den Namen AC Mutterstadt, der mit dieser Sportart, der Schwerathletik, untrennbar verbunden ist.
Gehen wir über 100 Jahre zurück: 1892 wurde der Freie Athleten-Club Mutterstadt gegründet, welcher sich später mit dem "Bürgerlichen" zum "Vereinigten freien Athletenclub" zusammen schloss.

Bereits im Jahre 1900 startete Lurichs vom AC Mutterstadt in Rotterdam und schaffte im Schwergewicht 165 kg im beidarmigen Stoßen und 1901 in Prag im einarmigen Stoßen 121 kg. Schon damals war unser AC international auf der Sportbühne vertreten. Wenn wir nun weitergehen in die goldenen zwanziger Jahre so darf der Name Ludwig Reimer nicht fehlen. Mit über 70 Siegen war er der erfolgreichste pfälzische Mittelgewichtler seiner Zeit. Er war sogar Teilnehmer an der "Internationalen Arbeiterolympiade" 1925 in Frankfurt am Main und erkämpfte sich einen 4. Rang im Dreikampf.

1933 wurde der "Vereinigte Freie Athleten-Club 1892 Mutterstadt" verboten. Der Verein hatte bereits damals schon ein eigenes Vereinsheim, welches abgerissen wurde, und 600 Mitglieder. Nach dem zweiten Weltkrieg und der Verbotsaufhebung durch die französische Militärregierung formierte sich der "Allgemeine Sportverein", dem sich auch die Schwerathleten anschlossen. 1951 wurde er in "Turn- und Sportgemeinde 1886 e.V. Mutterstadt" umbenannt.

Am Wiederaufbau der Schwerathletik waren Ludwig Reimer, Emil Krick und der damalige Vorsitzende der TSG, Wilhelm Spoor, entscheidend beteiligt. Im Dezember 1953 konnte sich wieder eine komplette Mannschaft am Sportgeschehen beteiligen. 1957 gelang es die erste "Deutsche Mannschaftsmeisterschaft" nach Mutterstadt zu holen und in den folgenden Jahren diesen Titel 11 mal erfolgreich zu verteidigen.

AC Mutterstadt Mannschaft 1972

"Männer mit Muskeln: Die Mutterstadter GEwichtheber im Jahr 1972 (von links):
Rainer Dörrzapf, Norbert Fehr, Herbert Kuhn, Manfred Magin, Pietro Masala und Dieter Rauscher."

 
Im Jahre 1969 lösten sich die Gewichtheber von der TSG, machten sich selbstständig und gründeten wieder den Athleten-Club 1892 e.V. Mutterstadt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten und mit einem ungebrochenem Idealismus, dem ihm keiner zugetraut hätte, ist unser AC ein fester Begriff im bundesdeutschen und internationalen Gewichthebersport geworden. Weltmeister, Vizeweltmeister, über 100 Deutsche Meister, eine Vielzahl von Regionaltiteln in allen Klassen beweisen die kontinuierliche Aufbauarbeit. Von 1960 bis 1972 wurden sieben Olympiateilnehmer gestellt.


Nach 69 Mitgliedern noch in 1969 wurde vor einigen Jahren mit dem Freizeitkraftsport und der Gymnastikgruppe nicht nur Spitzensport betrieben, sondern auch begonnen den Breitensport zu fördern.

Im Jahre 1988, also genau 55 Jahre nach dem 1933 das erste Vereinsheim enteignet und abgerissen wurde, hat der AC durch die Übernahme der kreiseigenen Konditionshalle und deren Umbau mit einem Volumen von über 1 Mio. DM ein Sportzentrum geschaffen, an das vor zehn Jahren noch niemand gedacht hätte.

Freizeitsport und Spitzensport sollen hier einträchtig nebeneinander trainieren, denn ohne Freizeitsport wird es auch keinen Gewichthebersport mehr geben, weil dieser auch für einen so großen Verein wie den AC Mutterstadt nicht mehr finanzierbar wäre.

Mit einer starken Vereinsführung, mit einem schnellen Reagieren auf die sich ständig ändernde Gesellschaftsstruktur und mit viel Idealismus wird der AC auch die nächsten 100 Jahre überstehen.



Die erreichten Titel der Mutterstadter Gewichtheber in Zahlen

 

International   National
1x Weltmeister  

mehr als 100 Deutsche Meister

1x Vize-Weltmeister   12x Deutscher Mannschaftsmeister
7x Olympiateilnehmer   15x Deutscher Vize- Mannschaftsmeister
    2x Deutscher Junioren- Mannschaftsmeister
    2x Deutscher Vize-Junioren-Mannschaftsmeister
    3x Deutscher Jugend- Mannschaftsmeister
    2x Deutscher Senioren- Mannschaftsmeister